Alte „Wilhelmine“ wird Geschäft für Junge und Junggebliebene

Kühlungsborns Strandstraße hat ein  Modegeschäft mehr. Im Oktober 2016 eröffnete in der alten Jugendstilvilla „Wilhelmine“ der Laden „For You“. Wo viele Jahre Gäste übernachtet und im Restaurant gespeist haben, gibt es nun junge Mode mit bekannten Marken.

„Kühlungsborn ist ein Top-Standort“, sagt Sven Jonas Olderog. Der Neffe des Eigentümers Hermann Olderog leitet im Ostseebad die Geschäfte des Hauses. „Ich bin alles zwischen Hausmeister und Geschäftsführervertretung – verkaufe aber auch im Laden“, sagt der 27-Jährige und lacht. Das Modegeschäft „For you“ ist das neunte der Familie Olderog und das erste in Mecklenburg-Vorpommern. Weitere gibt es an der Ostsee in Schleswig-Holstein: in Burg auf Fehmarn, Grömitz, Oldenburg, Heiligenhafen und Travemünde. Und drei an der Nordsee in Büsum, St. Peter-Ording und auf Borkum.

Ein Jahr wurde in der Villa gehämmert,  gebohrt und gemalert. „Wir haben alle Decken ersetzt und das Haus auf ein komplett neues statisches Gerüst gestellt. Den Außenbereich haben wir erweitert“, sagt Olderog. Mit dem Ergebnis seien sie rundum zufrieden: „Von unseren Kunden bekommen wir ein positives Echo für die jetzige Optik und auch Zuspruch für unsere Marken.“

Die „Wilhelmine“, wie sie von Einheimischen liebevoll genannt wird, könnte spannende Geschichten über ihre Vergangenheit erzählen. So wurde sie in den Jahren 1898/ 1899 gebaut und diente unter anderem Ende des Zweiten Weltkrieges als Lazarett und zu DDR-Zeiten war sie Heim des Freien Gewerkschaftbundes  (FDGB). Das einzig Beständige in fast all den Jahren: Die Villa beherbergte fast immer Urlauber.

Bevor die Familie Olderog das geschichtsträchtige Haus Anfang 2014 erwarb, war es im Besitz der Familie Sauer. „Wir haben es gekauft, aufgebaut und 25 Jahre betrieben“, sagt Simone Sauer. In ihrem 4-Sterne-Hotel nur 60 Meter vom Strand entfernt, fanden die Gäste 24 stilvoll eingerichtete Zimmer und Suiten. Besucher des Hauses sollten sich hier nicht wie Gäste, sondern wie Familienmitglieder fühlen.

Wo sich einst das Restaurant und die handbemalten Wände in Schablonentechnik befanden, hängen nun angesagte Kapuzenpullover vor rustikaler Holzoptik. Vom Jugendstil ist im Inneren des Hauses nichts mehr zu sehen. Gleichgeblieben in den vergangenen Jahren ist nur der gelbe Anstrich des Hauses, obwohl die „Wilhelmine“ einst im unscheinbaren Grau erschien. „Die Gebäudehülle steht noch, alles andere haben wir erneuert“, sagt Olderog. Ein bisschen Platz in der Jugendstilvilla ist noch. Wofür der genau genutzt werden soll, halten sich die Olderogs noch offen.

Und so wie für die „Wilhelmine“ das Hotelwesen eine lange Tradition besitzt, so ist es für Familie Olderog die Textilbranche. Im kommenden Jahr feiert das Familienunternehmen 135-jähriges Jubiläum.

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