MeinRad – im Interview mit Patrick Greier

(Ein Interview aus 2021.) Hoch hinaus ging es bereits im Sommer und Herbst 2020 im Ostseebad. Schon weit außerhalb vom Ostseebad zeigte sich ein herrlicher Anblick – Wald, Ostsee und ein gigantisches Riesenrad direkt am Meer auf dem Balticplatz. Auch 2021 wird das Riesenrad wieder Groß und Klein begeistern. In dieser Ausgabe stellen wir euch Patrick Greier, den Mann hinter MeinRad vor und haben ihm einige Fragen gestellt.

Seit wann betreibt ihr das MeinRad schon?
Wir haben das Riesenrad 2019 von der Schaustellerfamilie Rosenzweig-Steiger übernommen. Daher kennen viele das MeinRad auch noch als Steiger-Riesenrad. Der ehemalige Besitzer wollte sich neu orientieren, was für uns eine willkommene Entscheidung war, denn wir hatten schon eine ganze Weile Interesse an seinem Riesenrad.

Was ist das Besondere am MeinRad?
Das MeinRad ist ein Prototyp, der in keinem Katalog zu finden ist. Seine Architektur im Mono-Speichen-Design macht es einzigartig und bietet allen Gästen den besten uneingeschränkten Ausblick.

Wo seid ihr mit dem MeinRad das Jahr über zu finden (normalerweise, wenn nicht gerade Corona alles durcheinanderbringt)?
Das MeinRad ist seit 40 Jahren das Kult-Riesenrad vom Hamburger Dom sowie dem Bremer Freimarkt und seit über 10 Jahren auch alljährlich auf dem Oldenburger Kramermarkt zu finden.

Habt ihr mehrere Riesenräder oder „nur“ eines?
Wir haben zum aktuellen Zeitpunkt dieses eine Riesenrad, wobei das MeinRad2 bereits im Bau ist. Im Frühling 2022 ist die Auslieferung an uns geplant, damit wir zu Saisonbeginn noch mehr Publikum begeistern können. Das ermöglicht uns mit dem MeinRad nicht nur auf den traditionellen Stammplätzen, wie dem Hamburger Dom, zu stehen, sondern zusätzlich auch noch an anderen schönen Orten, wie dem Ostseebad Kühlungsborn, zu gastieren.

Wie seid ihr eigentlich auf das Ostseebad Kühlungsborn gestoßen und was gefällt euch hier oben an der Ostsee besonders?
Meine Oma ist schon früher, als ich noch ein Kind war, immer wieder in den Urlaub nach Kühlungsborn gefahren. Durch ihre unzähligen
Urlaubsgeschichten voller Begeisterung für Kühlungsborn hatte ich das Ostseebad als Namen immer im Hinterkopf. Als wir dann 2019 mit dem Finger auf der Karte die Ostsee entlanggefahren sind und dort plötzlich Kühlungsborn stand, habe ich gedacht: „Mensch, da schicken wir mal eine Bewerbung hin“. Als wir die Zusage erhalten haben, war die Freude auf einen neuen Ort und neues Publikum riesig groß. Zudem sind durch die Corona Pandemie die großen Jahrmärkte ausgefallen, wodurch wir den ganzen Sommer 2020 mit Meerblick genießen durften.

Was war bislang euer schönster Standort mit dem MeinRad?
Das ist echt schwer zu sagen, weil jeder Standort seinen eigenen Charme mit sich bringt. Das Flair vom Hamburger Dom mit Blick zu einer Seite über den Hamburger Hafen samt Reeperbahn, Bismarck Denkmal, Michel und Co oder zur anderen Seite auf die Dom Skyline mit all seinen bunten Lichtern und dem Fernsehturm im Hintergrund. Dazu der komplette Gegensatz in Kühlungsborn direkt am Balticplatz die Ostsee rauschen zu hören mit dem Blick in die Ferne, abends dann die schönsten Sonnenuntergänge … das hat meiner Familie und mir schon außerordentlich gut gefallen. Da ist der Heimathafen vom MeinRad, also Hamburg, als „number one“ echt ins Wanken geraten. Hierdurch entstand aber auch die Idee mit dem zweiten Riesenrad. Sollte uns zur nächsten Saison wieder ein Standort in Kühlungsborn angeboten werden, müssen wir uns in Zukunft dann nicht mehr zwischen zwei Standplätzen entscheiden, sondern können beide bedienen.

Was habt ihr neben dem MeinRad noch für Fahrgeschäfte oder andere Tätigkeitsfelder?
Wir betreiben seit über 14 Jahren in England zur Weihnachtszeit eine Oktoberfesthalle namens Bavarian Village und seit 2018 eine virtuelle Geisterbahn Namens Dr. Archibald.

Wusstet ihr schon immer, dass ihr Schausteller sein möchtet und was genau gefällt euch an diesem Leben?
Meine Frau und ich sind beide in diesem Beruf geboren und in fünfter Generation mit Leib und Seele Schausteller. Wir wussten vom ersten Tag an, dass wir nichts anderes machen möchten. All die abwechslungsreichen Arbeiten, die immer wechselnden Standplätze an verschiedenen Orten, aber auch die vielen Stammgäste, die uns z. T. hinterher reisen, machen das Schaustellerleben so besonders. Es ist einfach schön zu sehen, wie viele Menschen sich über unsere Arbeit freuen und das wiederum zaubert uns ein Lächeln ins Gesicht.

Ist das Schausteller Dasein mit einer Familie möglich – wer genau steckt alles hinter MeinRad?
Ja klar ist das möglich. Meine Frau, meine beiden Kinder und ich sind zu 99 % immer gemeinsam auf den Veranstaltungen, es sei denn in München ist Oktoberfest und in Oldenburg gleichzeitig der Kramermarkt, da sind wir dann mal zwei Wochen getrennt. Unser Zuhause ist aber im Grunde immer genau dort, wo wir zusammen sind, egal ob in Deutschland oder im Ausland. Die Kinder werden direkt im Schaustellerleben groß und gehen immer dort zu Schule, wo wir gerade gastieren. Die Familie hilft aber auch wo sie kann, z. B. im letzten Jahr war meine Schwiegermutter die meiste Zeit in Kühlungsborn.

Ist da an Familienurlaub überhaupt zu denken während der Hauptsaison?
Nein Saison ist Saison. Wie bei allen Schaustellern üblich, machen wir im Februar Urlaub.

Was habt ihr während der Winterpause alles gemacht?
Natürlich Urlaub. Aber auch die üblichen Wartungs- und Renovierungsarbeiten am Riesenrad. Nebenbei gab es aber auch noch Projekte, wie z. B. bei dem Abbau des Spreepark Riesenrads im Plänterwald in Berlin zu helfen.

Was sind eure Wünsche oder Pläne für die Zukunft?
Natürlich vor allem, dass die Pandemie endlich vorbei ist und es wieder besser weiter geht. Soviel zu den Wünschen …
Unsere Pläne sind längerfristig z. B. wieder die Urlaubsgäste in Kühlungsborn mit einer Riesenrad Fahrt verwöhnen zu können. Darum haben wir auch einen Firmensitz in Kühlungsborn eingerichtet und ein zweites Riesenrad bestellt, um von dort aus die Ostseebäder beschicken zu können.

Wie oft bist Du schätzungsweise schon Riesenrad gefahren?
Unzählige Male. Eigentlich fahre ich täglich, wenn wir geöffnet haben. Aber am meisten freue ich mich über die erste Fahrt nach jedem Aufbau.

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