Zu Besuch im Museum – Atelierhaus Rösler-Kröhnke

Um das Jahr 2000 beschloss eine erfolgreiche Künstlerin, der Öffentlichkeit die Bilder ihrer Familie zu zeigen, die sich in ihrem Nachlass befanden. Es ist die Geschichte einer Künstlerfamilie im 20. Jahrhundert, die hier an der Ostsee entdeckt werden kann.

Seit 2004 gibt es am Rande von Kühlungsborn das Museum Atelierhaus Rösler-Kröhnke. Eröffnet hat es Anka Kröhnke, die Tochter von Louise Rösler und Walter Kröhnke, mit Oda Hardt-Rösler und Waldemar Rösler als der Generation der Großeltern. Sie alle waren bzw. sind Künstler, deren persönlicher Stil auch die Zeit des 20. Jahrhunderts. widerspiegelt, in der sie lebten. Aus diesem Fundus wird zweimal jährlich mit namhaften Gastkünstlern eine Ausstellung zu unterschiedlichen Themen konzipiert.

Im Gespräch mit Anka Kröhnke, Museum Atelierhaus Rösler-Kröhnke

Welche Herausforderungen gab es beim Auf- und Umbau dieses Hauses?
Es musste im Prinzip alles neu gemacht werden. Das Einzige, was stehenbleiben konnte, waren die Mauern. Für mich in Baudingen völlig unerfahrenen Menschen war das doch ein spannendes Wagnis und auch manchmal mit Panik verbunden. Aber ich hatte es mir vorgenommen, also musste ich durch. Damals lebte mein Mann noch, und wir hatten 3 Jahre lang in ganz Norddeutschland nach einem Objekt gesucht, das für Ausstellungen geeignet, aber auch bezahlbar war. Am Ende sind wir schließlich auf dieses Haus hier gestoßen. Die Dimensionen passten für ein Familienmuseum, und die Erwartung war, dass in einem Urlaubsort wie Kühlungsborn die Gäste sich auch für Kunst interessieren würden.

Welches Feedback bekommen Sie heute von den Besuchern?
Der einzige Nachteil dieses Hauses ist, dass es außerhalb von Kühlungsborn liegt. Man muss gezielt hierher fahren. Aber die Gäste sind dann immer sehr begeistert. Was man hier findet, ist ein Zusammenklang von Kunst und Natur: drinnen Farbe mit beeindruckender Kunst, dann der Blick nach draußen in den Garten bis hin zur Ostsee. Es ist ein richtiger Genuss, und so empfinden es auch die Besucher: „Ein Himmelreich auf Erden – die Ausstellungen, der Garten, der Ausblick“.

Das Motto des Hauses lautet „Drei Künstlergenerationen unter einem Dach.“ Welche Besonderheiten gibt es bei der Generation Ihrer Eltern, Louise Rösler und Walter Kröhnke? Und mit welchen Zeiten hatten es die Großeltern zu tun, Oda Hardt-Rösler und Waldemar Rösler?
Mein Großvater war zu seiner Zeit schon sehr bekannt, er hat aber den Ersten Weltkrieg nicht überlebt. Waldemar Rösler war Mitglied der Berliner Sezession, mit Liebermann und Beckmann befreundet und als Maler sehr hoch geschätzt auch von zeitgenössischen Kritikern. Eines seiner wichtigsten Sujets war die Ostsee bei Klein Kuren, wo er häufig den Sommer verbrachte. Meine Großmutter hatte das typische Schicksal einer hochbegabten Frau um 1900. Was sie als junges Mädchen zu Papier gebracht hat, ist wirklich erstaunlich. Sie durfte dann an der Kunstakademie Königsberg studieren. Dort lernte sie meinen Großvater kennen, sie verliebten sich und heiraten – das war sozusagen das Ende ihrer Karriere. Erst 20 Jahre nach seinem Tod hat sie wieder begonnen, künstlerisch zu arbeiten.
Meine Mutter, Louise Rösler, zeichnete bereits als Kind sehr emsig, was aber überhaupt nicht beachtet wurde. Dann mit 16 Jahren hat meine Großmutter sie doch für ein Jahr in die Privatkunstschule von Hans Hofmann nach München geschickt. Später hat sie Paris für sich entdeckt, und diese Stadt blieb ihr ganzes Leben lang der Sehnsuchtsort. Sie entdeckte dort auch die Stadt als Thema und Anregung: Sie war fasziniert von dem Zusammenklang von Architektur mit Straßen, Bäumen und Parks, kurz, dem dynamisch, bewegten Großstadtgewühl. Während ihrer Studienzeit bei Carl Hofer in Berlin lernte sie meinen Vater kennen, Walter Kröhnke.
Beide sind vor ´33 noch viel gereist, um immer neue Malorte zu entdecken, mussten sich aber mit sehr wenig Geld durchschlagen. 1936 während der Olympischen Spiele eröffnete in Berlin die erste Einzelausstellung meines Vaters – durch einen „Schmähbrief“ musste sie jedoch bald wieder geschlossen werden. Es war nur allzu klar, dass meine Eltern in den 30er Jahren mit ihrer Auffassung von Kunst nicht die geringste Chance hatten, mit ihren Arbeiten in die Öffentlichkeit zu treten.

Vita Anka Kröhnke

• geboren 1940 in Berlin
• Meisterschule für das Kunsthandwerk, Berlin (Abschluss 1965)
• ab 1969 Werkstatt in Hamburg
• Textilkunst, Tapisserien („Bildwirkerei“), Wandteppiche nach geometrischen und intensiv-farbigen Entwürfen
• Werke in öffentlichem Besitz: Museo Bellas Artes Mexico, Malmö Museum, Landesmuseum SH Schloss Gottorf, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Deutscher Bundestag, Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur MV u.a.

TIPP
Ausstellung im Kunstmuseum Ahrenshoop: „Louise Rösler · Walter Kröhnke – Wustrow und weiter.“

www.museum-atelierhaus-roesler-kroehnke.de

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